Nachruf auf Renate Rosendahl.
Wie oft in ihrem Leben hat Renate Rosendahl wie viele Grenzen überwunden? Die Grenzen zwischen Deutschland, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, die Grenzen zwischen verschiedenen Volksgruppen und Religionen, zwischen Jung und Alt, zwischen Bistümern? Immer interessiert, offen, warmherzig, klug und dialogbereit ist sie auf Menschen zugegangen. Vor allem das pax-christi-Friedensprojekt „Mirna Luka“ in Banja Luka (Republika Srpska in Bosnien Herzegowina) lag ihr am Herzen. Sie war überzeugt von der heilsamen und heilenden Wirkung der Friedensfachdienste. Von Anfang an begleitete sie deutsche Friedensfachkräfte, die in der serbischen Flüchtlingsstadt zunächst Menschen halfen, in ihre Wohnungen zurückzukehren und einen Treffpunkt und ein Friedensbüro aufbauten , und nahm eine enge und warmherzige Beziehung zu den lokalen Kräften auf.
Renate ist es mit zu verdanken, dass nach Ablauf der Förderfrist durch Renovabis sich vor Ort der gemeinnützige Verein „Mirna Luka“ gründete und dass die drei pax christi-Diözesanverbände Bamberg, Eichstätt und Würzburg die Patenschaft für diesen Verein übernahmen. Unzählige Male fuhr sie alleine oder mit ihrem Mann nach Banja Luka – ermutigte, unterstützte, wo sie nur konnte. Selbst kurz vor ihrem Tod hatte sie überlegt nach Würzburg zu einer Informationsveranstaltung über Bosnien zu fahren. Sie starb am 18.3.2023.
Renate fehlt uns mit ihrer Klugheit und Warmherzigkeit. Aber Renate wirkt auch weiter: Sie hat eine neue Struktur geschaffen und diese als ein Vermächtnis hinterlassen: die solide, auf menschlichen Beziehungen gründende Partnerschaft der Diözesanverbände Würzburg und Eichstätt mit dem Projekt „Mirna Luka“. Diese Partnerschaft ist heute wichtiger denn je. Vor Ort wachsen Spannungen zwischen Ethnien – z.T. geschürt von außen. Russland, China und die arabischen Emirate wirken offen oder verdeckt im Land. Doch hat „Mirna Luka“ über die Jahre hinweg für Gerechtigkeit und Frieden gearbeitet und Versöhnung bewirkt. Es hat ein Netzwerk von Organisationen aufgebaut, die alle friedlich für das Gemeinwohl zusammenarbeiten. In dieser Zusammenarbeit sind sie ein Gegengewicht zu Spannungen und Kriegstreiberei. Sie beweisen tagtäglich, dass Frieden zwischen Menschen möglich ist.
Wie oft in ihrem Leben ist Renate vor der Statue des auferstandenen Christus vor der katholischen Bischofskirche in Banja Luka gestanden? Der Auferstandene hat die Arme weit geöffnet, geht schwungvoll auf die Menschen zu. Er sagt zu allen „Mir svama“ – „der Friede sei mit Euch“. Die Diözesanverbände Eichstätt und Würzburg unterstützen weiter „Mirna Luka“. Sie führen Renates Werk fort – im Glauben an die Worte des Auferstandenen und in der Hoffnung, dass Renate jetzt das erfährt, was der Auferstandene ihr und uns allen zuspricht.
Barbara Häußler